Margarete Dessoff (1874-1944)

Schülerin und Dozentin an Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt am Main

Gesanglehrerin und Chordirigentin in Frankfurt und New York


Gründerin des Dessoff'schen Frauenchors in Frankfurt und der Dessoff Choirs in New York

* * *

Student and lecturer at Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt am Main

Voice teacher and choir director in Frankfurt and New York


Founder of the Dessoff'scher Frauenchor in Frankfurt and the Dessoff Choirs in New York


margaretedessoff.jpg

Margarete Dessoff,  New York ca. 1926 (Foto privat/private photo)

Documents / Dokumente

One Hundred Years of Dessoff Choirs
Posters, Programme, and Press announcements for the Konzert 100 Jahre Dessoff Chöre
and the Exhibition about Margarete Dessoff

 100 Jahre Dessoff Chöre

Plakate, Programm und Ankündigung für das Konzert
100 Jahre Dessoff Chöre

1907-1933

Erstes Konzert des Dessoff'schen Frauenchors, Dr. Hoch's Konservatorium, Frankfurt 16.3.1907

Alte Madrigale, Frankfurt 1919

Orazio Vecchi: L'Amfiparnaso, New York 1933

2007

Plakat 16.3.2007 pdf

Programm Konzert 16.03.2007 pdf

Austellung im Dr. Hoch's Konservatorium März 2007 pdf

Frankfurter Rundschau, 16.03.2007
Ein Konzert wie vor hundert Jahren pdf

Margarete Dessoff Album

Photos / Fotos


A virtual exhibition about Margarete Dessoff

Eine virtuelle Ausstellung über Margarete Dessoff

Articles by Sabine Fröhlich / Texte von Sabine Fröhlich

Die Chordirigentin Margarete Dessoff pdf


Links

History of The Dessoff Choirs

Ausstellung im Jüdischen Museum, Frankfurt am Main 2005

Exhibition at the Jewish Museum of Frankfurt am Main 2005

Links in Wikipedia

Deutsch

Margarete Dessoff
Felix Otto Dessoff
Julius Stockhausen
Hoch'sches Konservatorium

English

Margarete Dessoff
Felix Otto Dessoff
Julius Stockhausen
Hoch Conservatory

Bibliography / Literatur

First Performance Anywhere
Margarete Dessoff (1874-1944),
eine bedeutende Chordirigentin

Sabine Fröhlich: Musiktheorie, 20. Jahrgang 2005, Heft 1, S. 61-85

Felix Otto Dessoff (1835-1892)
Ein Dirigent, Komponist und Weggefährte von Johannes Brahms

Joachim
Draheim und Gerhard Albert Jahn (Hrsg.): Musikverlag Katzbichler, München, o. J. (2001?)

Das Hoch'sche Konservatorium
in Frankfurt am Main
(1878-1978)

Peter Cahn: Waldemar Kramer, Frankfurt am Main, 1979

Margarete Dessoff. Chordirigentin auf dem Weg in die Moderne. Eine Biographie.
Sabine Fröhlich. Wolke Verlag, Hofheim 2020

Radio Programmes / Rundfunk Sendungen

Margarete Dessoff: Ein Porträt
by / von Sabine Fröhlich
Hessischer Rundfunk: 07.01.2004

Die Dessoff Chöre
Frankfurt und New York
1907 - 2007

Dr. Hoch's Konservatorium feiert 100 Jahre Dessoff Chöre. Das erste Konzert unter der Leitung von "Gretchen" Dessoff, einer früheren Schülerin und späteren Leiterin eines Schülerinnenchors an Dr. Hoch's Konservatorium fand am 16. März 1907 im Saal des Konservatoriums statt. Margarete Dessoff (1874 - 1944) war eine Liebhaberin der Alten Musik und engagierte sich auch für die Werke unbekannter Komponisten ihrer Zeit. Sie gründete und leitete verschiedene Chöre und Ensembles in Frankfurt und später in New York, wo noch heute The Dessoff Choirs singen.

Am 16. März 2007 werden Werke aus zwei frühen Konzerten von Frau Dessoff aufgeführt: aus dem ersten Programm ihrer Madrigalvereinigung von 1919 deutsche, englische und italienische Madrigale, und aus dem ersten Konzert ihres Frauenchors - dem allerersten "Dessoff-Konzert" vom 16. März 1907 - Werke von Hasse, Brahms, Haydn, Herzogenberg, Schubert, sowie zwei Stücke von Anton Urspruch und Ludwig Thuille, deren 100. Todestage mit der Wiederaufführung dieses Programms verbunden sind.

The Dessoff Choirs
Frankfurt and New York
1907 - 2007

Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt am Main, Germany is celebrating one hundred years since the first performance of a Dessoff Choir. The Dessoff'scher Frauenchor gave its debut on March 16, 1907 in the concert hall of Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt. The director, Margarete Dessoff, studied voice and later directed the women's chorus at the Konservatorium. Dessoff's singing career was cut short when a famous opera singer teaching at Dr. Hoch's apparently ruined her voice. She regained it through private lessons, but had she not lost her voice she might never have become a well-known and well-loved choral director!

Margarete Dessoff was committed to the performance of early, rarely heard music as well as unknown works of young composers. She was born in 1874 in Vienna and came to Frankfurt when she was six years old, her father (Felix Otto Dessoff) having been appointed conductor of the Frankfurt Opera. In addition to the Dessoff'scher Frauenchor, which soon became famous throughout Germany, she also directed the Frankfurter Bachgemeinde for several years and in 1918 founded one of the first madrigal ensembles in Germany.

The Institute of Musical Art (later Juilliard School of Music) was founded in 1905 with the European conservatories as its model. Earlier, many young musicians had felt the need to study in Europe: American Edward MacDowell and Australian Percy Grainger both studied at the Konservatorium in Frankfurt. Having Clara Schumann on the faculty had made the Konservatorium very well known: in 1890 there were 23 Americans studying there. Several teachers from Dr. Hoch's Konservatorium taught later at Juilliard. At the height of inflation in the 20's Margarete Dessoff answered an invitation to become chorus director there. Her newly founded choirs in New York flourished until her early retirement, due to an accident, in 1936. As a return to Nazi Germany was impossible for her, she retired to Locarno, Switzerland, where she died in 1944.

The celebration concert will take place on March 16, 2007 - exactly 100 years since the first concert, but this time in the newly built Clara Schumann Saal at the Konservatorium. The Vokalensemble Alta Musica, together with students and teachers from Dr. Hoch's under the direction of Edmund Brownless will perform works from the first concert in 1907 by Hasse, Brahms, Herzogenberg, Schubert, Urspruch and Thuille. Both Urspruch (a teacher at Dr. Hoch's) and Thuille had died shortly before the concert. A group of madrigals from Dessoff's first madrigal concert in 1919 will also be performed. Much of the music which Margarete Dessoff had discovered and performed during her 20 years in Frankfurt can also be found in the later programmes of The Dessoff Choirs in New York.

Margarete Dessoff

“Die Gesanglehrerin Fräulein Gretchen Dessoff gab am Samstag Abend im Saale des Dr. Hochschen Konservatoriums mit dem von ihr geleiteten Frauenchor, der zirka 35 Mitglieder zählt, ein gutbesuchtes Konzert...”, so schrieb im März 1907 der Kritiker des Generalanzeigers. Es war ein Konzert, wie die Frankfurter Zeitung berichtete, das “...auch nach der künstlerischen Seite hin einen für ein so junges Unternehmen, wie dieser Chor repräsentiert, beifallswürdigen Verlauf nahm...”

Als der Dessoff’sche Frauenchor am 16. März 1907 sein erstes Konzert gab, bestand er schon seit über drei Jahren. Entstanden war er aus einem Kreis von Gesangschülerinnen von Margarete (“Gretchen”) Dessoff, die gemeinsam mit anderen “musikalischen, stimmbegabten Damen” mehrstimmig musizieren und vor allem alte a cappella-Musik kennenlernen wollten. Der große Erfolg auf der Konzertbühne, besonders mit den Frauenchören von Brahms, ließ den Chor bald auf über hundert Sängerinnen wachsen. Das Repertoire enthielt neben der zu jener Zeit wenig gepflegten alten Literatur aus Barock und Renaissance auch zahlreiche Werke unbekannter zeitgenössischer Komponisten.

Margarete Dessoff wurde 1874 in Wien geboren und kam mit sechs Jahren nach Frankfurt, als ihr Vater, der Dirigent Felix Otto Dessoff, zum Kapellmeister des Opernorchesters berufen wurde. Sie studierte Gesang an Dr. Hoch’s Konservatorium, wo sie später selbst eine Chor-Klasse unterrichtete. Neben dem Dessoff’schen Frauenchor leitete sie mehrere Jahre die Frankfurter Bachgemeinde und gründete 1918 eine der ersten Madrigalvereinigungen in Deutschland, die auch Konzertreisen unternahm. Nach deren erstem Konzert am 26. Mai 1919 schrieb die Frankfurter Zeitung: “...Der kleine Chor sang mit großer Frische und Präzision. Nur die Tenöre müssen in die außerordentlichen Aufgaben, die ihnen die alte a cappella-Kunst stellt, noch hineinwachsen. Der Erfolg war durchschlagend. Er zeigt, wie dankbar es in Frankfurt empfunden wird, daß diese Gattung der Musik nach jahrzehntelanger Vernachlässigung wieder systematisch gepflegt werden soll...”

Auf dem Höhepunkt der Inflation folgte Margarete Dessoff einer Einladung nach New York, wo sie als Chorus Director am Institute of Musical Art, einer Musikakademie nach dem Vorbild der europäischen Konservatorien arbeitete. Sie gründete in den 1920er Jahren mehrere Chöre, den Frauenchor Adesdi, den gemischten Chor The New York A Cappella Singers sowie die Vecchi Singers, mit denen sie 1933 die amerikanische Uraufführung der Madrigalkomödie L’Amfiparnaso von Orazio Vecchi realisierte. Neben ihrer Liebe zur Alten Musik führte sie mit Mut zum Risiko die Werke junger und unbekannter Komponisten auf. Ihre mit künstlerischer Intelligenz gestalteten Programme und Konzerte regten zeitgenössische Komponisten zu neuen Werken für den Chorgesang an, darunter Hans Gál, Erwin Lendvai, Hugo Herrmann, Marion Bauer, Lazare Saminsky u.a..

Nach dem Rückzug aus dem aktiven Musikleben war ihr eine Rückkehr in das inzwischen von den Nazis beherrschte Deutschland nicht möglich. Sie emigrierte in die Schweiz, wo sie 1944 in Locarno starb. Während sie in der deutschen Geschichtsschreibung des modernen Chorgesangs nicht auftaucht, tragen in New York die Dessoff Choirs, die auf ihre Gründung zurückgehen, ihren Namen bis heute.

Sabine Fröhlich

www.edmundbrownless.de