Gedenkkonzerttag für Susanne Michel

* 22. Mai 1958 † 17. Juni 2011

Pianistin, Klavierlehrerin an Dr. Hoch’s Konservatorium

Als Engel bin ich gekommen
als Engel bin ich gegangen
ließ einen Funken Glückseligkeit

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Ave Verum von Wolfgang Amadeus Mozart: Das Autograph ist auf den 17. Juni 1791 datiert

Gedenkkonzert I

豫北敘事曲, 劉文金
Die Yubei Ballade - Liu Wenjin
Kelvin Tsui, Erhu
Kenji Kato, Klavier

1. Arabesque - Claude Debussy
Julia Havenstein, Klavier

Litanei - Franz Schubert
Christian Kling, Bariton
Sebastian Engel, Klavier

1. Satz aus 
Klaviersonate Nr. 31 As-Dur op. 110 (1822) - Ludwig van Beethoven
Moderato cantabile, molto espressivo
Olena Falalyeyeva, Klavier

All God's Children - von Delirious
Jamie Kahlberg, Gesang und Klavier

Nocturnes No. 1 und 2 - Frédéric Chopin, op. 27 
Prelude No. 8 aus dem ersten Heft: La fille aux cheveux de lin - Claude Debussy 
Sebastian Engel, Klavier

2. Orientale aus den Deux Esquisses - Philippe Gaubert
Julia Frank, Flöte
Lena Neuss, Klavier

Sehnsucht aus dem Musical Verstehen braucht Zeit - Katrin Ewald
Katrin Ewald - Gesang und Klavier

Ich hab geträumt vor langer Zeit
aus Les Misérables - Claude-Michel Schönberg
Katrin Ewald, Sopran
Edmund Brownless, Klavier

Clara Schumann Saal
Dr. Hoch's Konservatorium - Musikakademie Frankfurt am Main
Freitag, 16. September 2011, 15:00 Uhr

* * *

Julia Frank

Julia Frank geboren 1988 in Jena, seit 2007 Studium Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Flöte bei Paul Dahme. Seitdem auch Klavier im Nebenfach bei Susanne Michel bis zu ihrer Erkrankung.

Julia Havenstein
Während ihrer schulischen Ausbildung an der Musterschule Frankfurt, Schulisches Zentrum für Musik und Begabtenförderung, erhielt sie im Rahmen des Schwerpunkts Musik im Jahr 1991 zum ersten Mal Klavierunterricht bei Susanne Michel. Diese begleitete Julia daraufhin bis zum Beginn ihres Studiums im Jahr 2000 an der Hochschule der Künste, Berlin. Auch über das Unterrichtsverhältnis hinaus blieben Susanne und Julia freundschaftlich verbunden. Nach mehreren Auslandsaufenthalten in Kuba und Kanada schloss Julia Havenstein im Februar 2007 ihr Tonmeister-Studium mit dem Diplom ab und ist seitdem als freiberufliche Tonmeisterin sowie als Musikredakteurin am Friedrichstadtpalast Berlin tätig.

Katrin Ewald
EMP-Studium mit Diplomabschluss 2003-2007; Hauptfach Gesang bei Edmund Brownless, Nebenfach Klavier bei Susanne Michel

Lena Neuss
Studium von 2005-2009 an Dr. Hoch's Konservatorium bei Wolfgang Hess. Seit Januar 2010 Vertretung von Susanne Michel. Seit 2010 Aufbaustudium Künstlerische Ausbildung an der Musikhochschule Mainz.

Olena Falalyeyeva
studiert IGP mit Hauptfach Klavier und Gesang. Im Klavier war sie bei Susanne Michel von SS2006 bis WS2009/10. Jetzt (am 07.10. 2011) macht sie Abschluss (Diplom) bei Wolfgang Hess.

Christian Kling
Geboren in Gelnhausen, wo er auch immer noch wohnt. Er ist im 7. Semester IGP und war sechs Semester bei Susanne Michel im Nebenfach Klavier. Sein Hauptfach ist Gesang bei Edmund Brownless.

Jamie Kahlberg
hatte Unterricht bei Susanne Michel von 2005 bis 2009. 2005 zum Studium nach Frankfurt gezogen, 2010 Abschluss, jetzt wohnhaft in Mannheim und studiert Popmusikdesign an der Popakademie Mannheim mit Hauptfach Keyboard.

Kelvin Tsui
studiert Cembalo zuerst bei Diez Eichler am Dr. Hoch's Konservatorium, wechselt zum Wintersemester 2011 an die Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar und setzt das Cembalostudium bei Prof. Bernhard Klapprott fort. Erlernte die chinesische Geige Erhu in Hongkong bei He Tao und Liu Yang. Besuchte einen Erhumeisterkurs bei Prof. Zhao Ge. 1. Preisträger für Erhu-solo beim Musikwettbewerb "Hong Kong School Music Festival".

Sebastian Engel
hatte Klavierunterricht bei Susanne Michel seit 2002 bis zum Abitur in 2009. Nachdem Abitur begann er ab Oktober 2009 sein Studium für Opernkorrepetition an der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar.

Feierliches Gedenkkonzert

Ansprache - Mario Liepe
Direktor des Dr. Hoch's Konservatorium - Musikakademie

Choralvorspiel "Ich ruf zu Dir, Herr" - J. S. Bach / Ferruccio Busoni
Sonetto del Petrarca Nr. 47 - Franz Liszt
Stefana Chitta-Stegemann, Klavier

Tombeau sur La Mort de Mr. Comte de Logy - Silvius Leopold Weiss (1686-1750)
Matthias Schwarz, Gitarre

Adagio aus Sonate B-Dur KV 570 - Wolfgang A. Mozart
Claudia von Lewinski, Fortepiano

Deux Danses à Agni Yavishta - Jehan Alain (1911-1940)
Johannes von Erdmann, Orgel
Der erste der zwei Tänze, die eine Huldigung an den indischen Gott des Feuers darstellen, entstand im Anschluß an die Pariser Kolonialausstellung von 1931 unter dem Titel « Médine“. Die auf den 13. Oktober 1932 datierte Komposition setzt sich ausschließlich aus Tönen des später von Messiaen so benannten „Zweiten Modus“ zusammen. Während der erste Tanz die flackernde Bewegung des Feuers musikalisch einfängt, beschreibt der zweite Tanz seine Unberechenbarkeit: Feuer als Quelle von Leben und Wärme, aber auch als Ursache von Zerstörung.

Errinerung an Susanne Michel
Verwandlungen über gefühlte und gesprochene Musik
Ravel - Liszt - Schubert - Chopin - Mozart
Alfred Stenger, Klavier

Improvisation
Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken.
(Verfasser unbekannt)
Achim Rinke-Bachmann, Saxophon

Sonata 7 für Klavier (2008) - Claus Kühnl (*1957)
Claus Kühnl, Klavier

Adagio aus Klarinettentrio a-Moll op. 114 (1891) - Johannes Brahms
Matthias Schäfer, Klarinette
Maike Kunstreich, Violoncello
Wolfgang Hess, Klavier

Kaddish
aus Deux mélodies hébraïques - Maurice Ravel (1914)
Yvonne Smeulers, Violine
Karen Tanaka, Klavier

Ave verum corpus - Wolfgang A. Mozart KV 618 (17. Juni 1791)
für gemischten Chor, Orchester und Orgel
Kammerchor des Dr. Hoch's Konservatorium und
Kammerorchester des Dr. Hoch's Konservatorium
Leitung: Olaf Katzer

Clara Schumann Saal
Dr. Hoch's Konservatorium - Musikakademie Frankfurt am Main
Freitag, 16. September 2011, 18:00 Uhr


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Susanne Michel

Susanne Michel wurde in Bad Nauheim geboren und ist in Frankfurt aufgewachsen. Sie besuchte die Ernst-Reuter-Schule und erhielt bis zum Abitur Klavierunterricht bei Edeltraut Temper am Dr. Hoch’s Konservatorium. Es folgte das Musikstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main in der Klavierklasse Prof. Joachim Volkmann. Nach der Staatlichen Prüfung für Musikerzieher setzte sie ihr Studium an der Musikakademie in Basel bei Peter Erler fort. Sie beendete es mit dem Konzertreifediplom. Susanne Michel konzertierte regelmäßig als Solistin oder als Kammermusikpartnerin z. B. mit Tünde Kiss. Sie spielte für die historische Gesellschaft im historischen Museum und für den Tonkünstlerbund. Ihr Interesse galt auch den historischen Tasteninstrumenten, insbesondere dem Hammerflügel. Als Mitglied eines Glasensembles spielte sie Musik für Glasinstrumente. Rundfunkaufnahmen und CD-Einspielungen dokumentieren ihr künstlerisches Schaffen.

Gib dich zufrieden und sei stille
in dem Gotte deines Lebens,
in ihm ruht aller Freuden Fülle,
ohn ihn mühst du dich vergebens;
er ist dein Quell
und deine Sonne,
scheint täglich hell
zu deiner Wonne.
Gib dich zufrieden.

Paul Gerhardt / J. S. Bach

Gesungen
bei der Trauerfeier - Edmund Brownless, Tenor, Johannes von Erdmann, Orgel - 30. Juni 2011

Für Susanne

Einige Worte stellvertretend für das Kollegium, für alle Mitarbeiter, sicherlich auch stellvertretend für ihre Schüler. Als – ich nehme an - Dienst-ältester Mitarbeiter im Konservatorium habe ich frühe persönliche Erinnerungen an Susanne. Im Rückblick sehe ich meine Kammermusikschülerin Susanne Michel – gerade im Abitur (Brahms / 1. Klarinettensonate) schüchtern, aber sehr umschwärmt von ihren männlichen Mitschülern. Im Rückblick sehe ich sie Jahre später – nach ihrem Hochschulstudium in Frankfurt, dann in der Schweiz wieder am Konservatorium, als Vertretung für eine, für ihre erkrankte vormalige Lehrerin am Konservatorium Edeltraut Temper. Im Rückblick schließlich ihr Hineinwachsen in die Aufgabe, ihre Lehrprobe und der Eintritt ins Kollegium. Eine Situation bleibt mir besonders im Gedächtnis: Wir sind oft gemeinsam zu unsrer ehemaligen Cembalo-Hochschul-Professorin Maria Jäger gefahren, die wir bis zu ihrem Tod 2007 in Hanau wohnte, mit der wir beide freundschaftlich verbunden waren. In Erinnerung bleibt mir der Satz auf einer dieser Autofahrten vor ungefähr 10 Jahren. Beide Eltern waren früh gestorben, an derselben heimtückischen Krankheit wie sie selbst. Susanne hatte mittlerweile ihr kleines Gartenhaus in den Nidda-Auen gekauft und eingerichtet: „Weißt du, es geht mir seit langer Zeit das erste Mal wieder richtig gut und ich bin glücklich“. Ein Satz, der zu der Susanne passt, wie wir sie als Kollegin vor uns sehen. Liebenswert, verbindlich, ausgleichend, von ihrer Klasse, dem Kollegium nicht nur fachlich und persönlich geschätzt, sondern einfach sehr gemocht. Ihre Einstellung, auch in problematischen oder auch ärgerlichen Situationen noch das positive Element zu entdecken, hat für das Haus oft genug zur Konfliktlösung beigetragen. (Auch wenn mir diese Verbindlichkeit manches Mal zu weit ging, sie verteidigte ihre Haltung in unseren Diskussionen hartnäckig).

All diese guten Worte passen für den Nachruf an eine liebe Kollegin, greifen für Susanne aber zu kurz. In der schwersten Krankheitsphase hat sie eine Dimension eröffnet, die letztlich über unser – auf alle Fälle über mein  Fassungsvermögen hinausgeht. Viele von uns hielten dauerhaft Kontakt mit ihr am Krankenbett, wir waren unendlich froh, als sie – scheinbar erfolgreich behandelt – ihren Unterricht wieder aufnahm, und genauso entsetzt, wie die Krankheit dann doch mit brutaler Routine ihren Verlauf nahm. Gerade da war Susanne im Grunde stärker als wir: Sie hat eine eigene Kraft und Optimismus auf die Besucher und Freunde übertragen, so dass man sich wünschte, sie immer wieder und noch oft besuchen zu können. Auch wenn es seltsam klingt: Sie hat es uns fast leicht gemacht, sie in ihren letzten Wochen und Tagen zu begleiten. In einer der letzten Begegnungen – ich war ausnahmeweise allein mit ihr im Krankenzimmer ohne große Besucherschar ums Bett, nahm ich meinen Mut zusammen für die Frage, was sie, die aus der Kirche ausgetreten war, für Erwartungen habe. Sie antwortete: Ich bin sicher, dass nach dem Übergang aus diesem Leben etwas Schönes oder Großartiges auf mich wartet, ich bin sicher, dass man überhaupt keine Angst haben muss. Eine einfache Antwort, einfacher als manche Religion sie gibt oder manche Philosophie sie konstruiert. Wir können ihr und auch uns allen wünschen, dass diese ihre Erwartung sich erfüllt, und ich denke, damit ist eine solche Erinnerung an Susanne Michel für uns ein Geschenk und Vermächtnis.

Wolfgang Hess
Trauerfeier-Ansprache von 30. Juni 2011