Pressestimmen / Reviews
Liebe ermahnt die Herrschsüchtigen

Beeindruckende Barockmusik des österreichischen Komponisten Fux in der St. Johanniskirche

Vom 09.09.2008 / Main-Rheiner
 
jpl. Es war nicht nur ein Triumph des Glaubens, der voluminös und stilsicher in dem einfachen Kirchenraum von Sankt Johannis erklang, es war auch eine beeindruckende musikalische Leistung aller Beteiligten. Unter der Leitung von Volker Ellenberger, der seit 1991 als hauptamtlicher Organist und Chorleiter an St. Johannis tätig ist, wurden die zahlreichen Zuhörer von erstklassigen Solisten des Consort Franckfort, Instrumentalmusikern der Camerata Musica Frankfurt und dem Chor der Johanniskantorei in die Welt der bereits vergessenen Barockmusik des österreichischen Komponisten Johann Joseph Fux (um 1660-1741) eingeführt. Das Oratorium "Il trionfo della fede" (Der Triumph des Glaubens), komponiert um 1716, stand in gekürzter Fassung auf dem Programm.

Ein Werk, welches sich inhaltlich tiefgründig präsentiert, musikalisch jedoch keine Großrhythmen aufweist. Statt dessen stellt Fux ein klares Motiv an den Anfang, das im Folgenden immer wieder neu geformt wird. Zarte Klänge der historischen Barockgeigen und -fagotte bildeten den Auftakt des gut zweistündigen Konzertes und zogen sich mal energisch, mal verborgen im Hintergrund bleibend durch die gesamte Aufführung - eine überzeugende Leistung des Frankfurter Orchesters. Mit einer unglaublichen Intensität erfüllten außerdem die fünf Solisten in italienischer Sprache den Kirchenraum. Bestimmt erhob sich das weltliche Zeitalter (Martin Höllenriegel, Bass) als irdische Kraft gegen Gott und seine Gesetze und wurde von der weltlichen Liebe (Edmund Brownless, Tenor) gefühlvoll und dennoch energisch unterstützt. Eingehend und klar ermahnte hingegen die göttliche Liebe (Renata Grunwald, Sopran) die Herrschsüchtigen. Wie ein zart schimmerndes Band legte sich der Glaube (Ariane Treffer, Alt) immer wieder besänftigend über das aufbrausende und wechselvolle Bad der Gefühle.

Rezitativ und Arie der einzelnen Soli wechselten sich in faszinierender Weise ab und wurden durch den Chor (Madrigal) und Solistin Algund Schorcht (Sopran) dominant und freudig unterstützt. Am Ende triumphierte der Glaube und schloss so den Kreis zwischen weltlicher und göttlicher Sichtweise. Dank Volker Ellenberger.

Gravitätische Gestik

Purcells "The Fairy Queen" im Kulturforum

Vom 25.02.2008 / Von Richard Hörnicke / Wiesbadener Kurier

Wiesbaden. 1692 wurde Henry Purcells "The Fairy Queen" mit dem Libretto Edmund Spensers (sic) zum ersten Mal in London erfolgreich aufgeführt. Vor 27 Jahren hatte sich das Wiesbadener Staatstheater für eine Wiederbelebung des Werks entschieden und es nach französischem Vorbild als Ballettoper angekündigt. In den Lexika wird es unter Semioper oder "Masque" - als Oper mit gesprochenen Dialogen eingereiht. Die Junge Oper Rhein Main in Verbindung mit der Frankfurter Musikakademie an Dr. Hoch´s Konservatorium hatte sich die schwierige Aufgabe gestellt, das neben "Dido und Aeneas" wohl bedeutendste Bühnenwerk Purcells in einem Kooperationsprojekt aufzuführen. Einen Tag nach der Frankfurter Premiere gastierte das Ensemble auf Einladung der Wiesbadener Musikakademie mit der "Feenkönigin" im Kulturforum.

Angesichts der dortigen Raumverhältnisse konnte man sich nur schwer vorstellen, wie das anspruchsvolle barocke Szenarium umgesetzt werden sollte. Doch gelang das den Akteuren stilgemäß unter der Regie von Niels Badenhop dank gemessenen Schreitens, sparsamer, wenn auch oft gespreizter höfischer Gestik vor einem Prospekt im Hintergrund. Die schönen Barockkostüme, für die Badenhop auch verantwortlich zeichnete, waren belebende Farbmomente im gravitätischen Geschehen, das durch acht Tänzerinnen der Ballettabteilung des Konservatoriums aufgelockert wurde. Insgesamt 18 Sängerinnen und Sänger bewältigten die mit reichlich Koloraturen versehenen Gesangspartien in den fünf Maskenspielen bis zur glücklichen Zusammenführung der verliebten Paare durch Heiratsgott Hymen recht ansprechend. Als erzählerisches Bindeglied zwischen den einzelnen szenischen Stationen wirkte Eleanor Muggleworth als Puck.

Die musikalische Seite der Veranstaltung lag bei dem siebenköpfigen Gremium der Camerata Musica Frankfurt in besten Händen. Ihr fein ausgewogenes Spiel auf Barockinstrumenten dürfte auch Puristen zufrieden gestellt haben. Sie verliehen der harmonisch interessanten und eigenwilligen Tonsprache des Komponisten fesselnde Ausdruckskraft. Herzlicher und lange anhaltender Beifall für eine verdienstvolle Produktion.

Frei von unwichtigem Balast

Der Frankfurter Musikwissenschaftler Peter Cahn feierte im Konservatorium seinen 80. Geburtstag.

Vom 26.10.2007 /
Von Matthias Gerhart / Frankfurter Neue Presse

Generationen von Musikstudenten ist Cahn als fachkundiger Dozent in Erinnerung – viele Musikfreunde der Stadt profitieren von seinem reichen Wissen über Musikkultur und -geschichte Frankfurts. So kam zum 80. Geburtstag, der mit einem Konzert im Hoch’schen Konservatorium festlich begangen wurde, ein buntes Völkchen (an der Spitze die Oberbürgermeisterin) zusammen. Dozenten der Lehrinstitution ließen Cahn allerdings einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen: als Komponist.

Nach Telemanns Kantate „Es ist umsonst, dass ihr früh aufstehet“, die von einem Solistenquartett und Instrumentalisten des Konservatoriums sehr sachkundig und stilgerecht aufgeführt wurde, standen ausschließlich Kompositionen des Jubilars auf dem Programm. Etwa „Drei Duos für zwei Violinen“, von Cornelia Scholz und Cornelius Jensen sensibel in Szene gesetzt. Ein Jahr früher (1954) entstand die Sonate für Cello und Klavier, die ebenfalls handwerklich solide gemacht und von Maike Bittner-Kunstreich (Cello) und Wolfgang Hess (Klavier) kontrastreich interpretiert wurde. Cahns Kompositionen zeichneten sich durchweg durch eine kompakte, dichte klangliche Atmosphäre aus. So wie in seinen vielen Veröffentlichungen und Vorträgen ist auch seine Musik frei von unwichtigem Balast. Am meisten trifft dies auf die Lieder zu – bezeichnenderweise wählte man als Motto des Festabends die Titelzeile des Gedichtes von Ricarda Huch „Musik bewegt mich“, die Cahn bereits 1951 vertont und einem jüdischen Freund gewidmet hatte. So endete dieser Abend mit einem ganz persönlichen Bekenntnis des so sympathischen und bescheidenen Wissenschaftlers.